Wenn Mode ins Fettnäpfchen tritt
Die Modevergehen der Vergangenheit werden meist lächelnd reflektiert. Oft sind sie sogar zu einem neuen Trend geworden oder haben sich, trotz ihrer Sündhaftigkeit,…über viele Jahre erhalten, sind mitunter sogar zum Markenzeichen von Medienstars geworden.
Ein markantes Beispiel ist eine Tollkühnheit, die in den 20er Jahren auf Hawaii entstand. Das Hemd, benannt nach seinem Entstehungsort, gibt es heute noch. Üppig gemustert und farbenprächtig, ist es trotzdem sehr gewöhnungsbedürftig.
Unübertroffen, und doch in Vergessenheit geraten: das Papierkleid aus den Sechzigern. Was eine englische Firma im Zuge einer Toilettenpapier Werbung kreiert hatte, haben Designer in einen Trend verwandelt, der sich jedoch nicht durchsetzte. Er war märchenhaft gedacht – jedenfalls von den drei Grimm-Männlein im Walde – doch als Mode bestenfalls für den Papierkorb geeignet. In den Dreißigern warf ein neuer Fauxpas seine Schatten voraus, der bis in die 80er Jahre die Schultern überschattete, sie künstlich verbreiterte, so dass der Kopf dazwischen zur Nebensache wurde. Durch die amerikanische TV-Serie „Denver Clan“ hatten die breiten Auspolsterungen aber zunächst einmal ihr Publikum und damit ihre Nachahmer gefunden.
Dann die berühmte Flower-Power-Mode! Ein Entgleisung schlechthin, doch freilich mit klarem Bekenntnis der Jugend gegen alles Bürgerliche. Jesuslatschen und Batikhemden kennzeichneten das Äußere der Hippies. Friedenslieder zur Gitarre und Blumen mit dem unverkennbaren Duft nach Marihuana – eine Sünde, die zum Ende des Jahrtausends noch einmal wiederkam. Die Rückkehr der Schlaghosen und der bunt karierten Sakkos war glücklicherweise nur ein kurzes Aufflackern. Joints hatten sich in Ecstasy verwandelt, und von Frieden war keine Rede mehr.
Das siebte Jahrzehnt sündigte ganz offensichtlich. Der Minirock zog die Hot Pants nach, die – besonders wenn sie in Eigenarbeit abgeschnitten worden waren – tatsächlich schockierten und zu keinem Anlass guten Stil bezeugten. Die langen Mäntel, die dazu getragen wurden, machten die Sünde nicht zur Tugend.
Doch von Designern erschaffene Trendverirrungen sind nicht die einzigen Irrläufer. Sie werden auch individuell begangen. Einen fast klassischen Gruseleffekt rufen kurze Herrenhosen hervor. Was als Kinderbekleidung gedacht war, gibt den Träger der Neuzeit der Lächerlichkeit preis. Einen Vorteil fragwürdiger Art hat diese kurze Hose dennoch; als deutscher Urlauber wird Mann überall erkannt. Übrigens ist ein BH unter einem Neckholder-Top mindestens ebenso frevelhaft. Und ein Vergehen, das immer wieder Anstoß erregt, ist seit Jahren die Kombination von Anzug und Sandalen. Abgelehnt wird dieser Look vor allem, weil er eine Missachtung des jeweiligen Anlasses darstellt.
Ein modisches Delikt ist trotz allem nicht strafbar und darüber zu schmunzeln, ist sogar erlaubt.